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2016 / 2017
Verschiedene Formate

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CS20160923 Baader 072_158mm hoch.jpg
CS20170330 Mundlos 053_58mm hoch.jpg
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CS20170417 Oberschledorn 113_1000mm hoch.jpg
CS20170406 BND CIA 01_158mm hoch.jpg
CS20170417 Oberschledorn 094_300mm hoch.jpg
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Installationansicht

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St. Anger (2016/2017)

St. Anger ist ein fotografisches Selbstexperiment über politische Projektion, mediale Ikonografie und die fragile Grenze zwischen Identifikation und Distanzierung. Über einen Zeitraum von elf Monaten habe ich mir einen langen Bart wachsen lassen – nicht aus religiösen, ästhetischen oder hygienischen Gründen, sondern um ein einziges Bild nachstellen zu können: das berüchtigte Foto von Abu Bakr al-Baghdadi, dem Anführer des sogenannten Islamischen Staates. Die Entscheidung, dieses Bild zu rekonstruieren, war der Ausgangspunkt für eine Reihe weiterer Annäherungen an ikonische Gesichter staatlicher und gesellschaftlicher Angst.

Ich inszenierte mich in Nachstellungen von Fahndungsfotos – Andreas Baader, Uwe Böhnhardt – und suchte dabei nicht die Pose, sondern das Spannungsverhältnis zwischen Täterbild und Betrachterblick. In Dresden mietete ich ein Hotelzimmer mit Blick auf eine Pegida-Demonstration. Von dort aus fotografierte ich nicht die Menge, sondern den Raum zwischen mir und ihr – als stille Beobachtung und Versuch, das Unheimliche der Normalität festzuhalten.

Ein weiteres Kapitel der Arbeit galt der Suche nach Explosionen. Ich wollte das Spektakel, das in Nachrichtenbildern so allgegenwärtig scheint, fotografisch fassen – und fand stattdessen Absperrband, Polizeisirenen und leere Felder. Schließlich reiste ich nach Oberschlehdorn, an den Ort, an dem die sogenannte Sauerlandgruppe 2007 verhaftet wurde. Das unscheinbare Ferienhaus, in dem sich alles abspielte, stand immer noch da: verwittert, banal, beinahe vergessen.

St. Anger ist ein Projekt über Angstbilder in Zeiten diffuser Bedrohung. Es lotet die Spannungen zwischen Repräsentation, Nachahmung und politischer Realität aus – nicht als Abrechnung, sondern als tastende Erkundung eines kollektiven Unbehagens.

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KRAFT / FELDER