Serie mit 28 Collagen, verschiedene Formate, seit 2015
Historische Aufnahmen – Archiv Peter Kurze, Staatsarchiv Bremen


present perfect

Mit seiner minutiös gearbeiteten Collageserie present perfect schlägt Caspar Sessler eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Er kombiniert historische Schwarzweiß-Archivaufnahmen bedeutender Bremer Orte mit aktuellen Farbfotografien derselben Motive und lässt sie in einem Bild ineinanderfließen. Durch bewusst unregelmäßige Schnittkanten und kleine Überlappungen bleibt die handwerkliche Schere‑und‑Kleber-Ästhetik spürbar – ein ästhetischer Hinweis auf die Spannungen, die durch Zeit und Wandel entstehen.

Im Zentrum der Serie stehen „harmonische Brüche“: Eine Straßenbahn fährt in eine längst veraltete Haltestelle ein, elegante Premierengäste betreten das Theater am Goetheplatz, während historische Kleidungsstile und zeitgenössische Farben in einem Bild verschmelzen. Diese Inszenierung macht unübersehbar, dass die Orte zwar architektonisch und gesellschaftlich Veränderungen durchlaufen haben, in ihrer Identität aber eine überraschende Kontinuität bewahren.

Sesslers Arbeitsweise beruht auf einem dialogischen Verfahren: Er studiert alte Aufnahmen, lokalisiert den genauen Bildausschnitt und dokumentiert den Ort heute aus derselben Perspektive. Die Kombination beider Ansichten vollzieht sich nicht digital glatt, sondern bleibt bewusst fragmentarisch. Dieser gestalterische Ansatz verstärkt unser Bewusstsein dafür, wie wir Erinnerungen strukturieren und welchen Einfluss das Vergangene auf unser aktuelles Raumempfinden hat.

present perfect lädt ein, vertraute urbane Räume neu zu betrachten und die unsichtbaren Geschichte(n) hinter Fassaden, Plätzen und Denkmälern zu entdecken. Die Serie zeigt uns nicht nur, wie Orte im Wandel ihre Erinnerungsspuren bewahren, sondern regt auch dazu an, die eigene Wahrnehmung kritisch zu hinterfragen. Denn letztlich sind es unsere individuellen Blickwinkel – eingefroren wie historische Fotografien und flüchtig wie Schnappschüsse –, die darüber entscheiden, was wir als zeitlos oder vergänglich empfinden.

Aus dem Einführungstext zum Begleitkatalog von Ingmar Lähnemann


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