du und deine stadt
Am 17. Mai 2024 eröffnete im ovierzig, einem leer stehenden Ladenlokal in Bremen, die Ausstellung »du und deine stadt«. Ausgangspunkt war ein Plakat der gleichnamigen Schau von 1959, gestaltet von meinem Großvater Robert Sessler. Das gealterte Originalexemplar – wellig, vergilbt, an den Rändern brüchig – wurde im Schaufenster gezeigt: als materielles Zeugnis und als Sinnbild für das Fragile im Urbanen.
Im Ausstellungsraum waren Schwarz-Weiß-Fotografien zu sehen, die ich in der Bremer Innenstadt aufgenommen habe. Sie zeigen beiläufige Szenen vor leer stehenden Ladengeschäften – stille Beobachtungen des städtischen Alltags zwischen Verlust, Umbruch und eigenwilliger Schönheit. Eine Stadt im Wartestand.
Kontrastierend dazu hing ein zweifarbiger Holzdruck meines Großvaters aus dem Jahr 1980: eine idyllische Kleinstadtszene in Rot und Blau. Mit seiner handwerklichen Wärme und fast heiteren Anmutung stand er im Dialog mit meinen nüchternen, melancholischen Bildern – als Gegenbild, vielleicht auch als Fragezeichen.
»du und deine stadt« war ein Versuch, Leerstellen zu lesen. Zwischen Generationen, zwischen Bildsprachen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Und eine Einladung, über das nachzudenken, was eine Stadt ausmacht – und was sie zusammenhält, wenn ihre Strukturen zu bröckeln beginnen.